FILMTIPP #10: AS GOOD AS IT GETS/BESSER WIRD’S NICHT VON JAMES L. BROOKS (USA 1997). NETFLIX.

Haben Sie mal einen Auftritt von Jack Nicholson bei der Oscar-Ver­lei­hung oder einem anderen außerfilmischen Anlass gesehen? Dann haben Sie einen wortge­wandten, witzigen und charmanten Entertainer kennengelernt. Diese ge­winnende Seite der professionellen Persona macht klar, warum Nicholson am besten als das genaue Gegenteil funktioniert, als Ekel­paket. Der Mann kann spie­len. In keinem anderen Film ist er – natürlich nur anfangs – so eklig wie in As Good as it Gets, der Dreiecksgeschichte zwischen einem erfolgreichen Autor von Gro­schen­ro­ma­nen (Nicholson), der famosen Helen Hunt und einem homose­xuellen Maler (Greg Kinnear), der mit seinen Eltern ge­brochen hat. Nicholson stellt die beiden einander vor: “Das ist Carol, die Kell­ne­rin. Das ist Simon, die Tunte.”

In Schwierigkeiten gerät dieser Kauz nur, weil er seine Schrullen nach außen trägt. Eigent­lich lebt er gut als alleinhausender Misanthrop, zumal er sich mit dem Ver­fassen unsäglicher Groschenromane dumm und dämlich verdient. Doch dann är­gert er Nachbarn: In der umwerfenden Szene, die das ganze Drama in Gang setzt, spielen die Hauptrollen ein Schoßhündchen und der typisch ameri­ka­ni­sche Ab­fall­schacht im Haus. Hier beginnt die Menschwerdung unseres Anti­hel­den: As good as it gets, so gut es eben werden kann, passt ja als Motto für das gan­ze Leben. Nichol­son beweist mit seiner Wandlung, dass man aus einer selbst ge­wähl­ten Isola­tion auch wieder herausfinden kann. Anfangs trägt er beim Aus­gehen immer Hand­schuhe und reißt zum Händewaschen jedes Mal ein neues Stück Seife auf. Ein letzter Anklang an die Corona-Zeiten, die wir nun zu verlassen hoffen?

Famose Unterhaltung, wie sie nirgends besser gemacht wird. Das liegt vor allem daran, dass in Hollywood jedes Departement, jede Position bei derartigen Produk­tionen von den besten (und teuersten) Spezialisten besetzt wird. In Mini-Rollen tauchen einige bekannte Kollegen des Regisseurs auf: Profis grüßen Profis. Hunt und Nicholson gewannen jeweils den Oscar als Darsteller.

Meine Lieblingsstelle folgt auf die Vorstellung von Hunt und Kinnear, die ich oben zitiert habe. Die Reise beginnt, Nicholson am Steuer hat die Beschallung der gan­zen Fahrt mit Audio-Cassetten durchgeplant. Vom ersten Band tönt der Sommerhit “YMCA”. Bevor die beiden Passagiere erbleichen, erweist sich das Ganze als Scherz. Vom nächsten Band dann die entspannten Bläsersätze von “There’ll be days like this”: Es kommen auch wieder Tage, an denen alles gut ist – so gut es eben gehen kann. Van Morrison singt den Song mit einer wunderbar ver­schnupf­ten Stimme. Der Grund dafür war sicher nur eine ganz einfache Erkältung.

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