FILMTIPP #13: UNDINE VON CHRISTIAN PETZOLD (DEUTSCHLAND 2020). AB 2. JULI IM CAPITOL, MAINZ.

Bildquelle: Youtube

Sie lesen richtig: Den nächsten Film können Sie nicht streamen. Sie sollen, kön­nen, dürfen nach Mainz fahren und Christian Petzolds neuen Film Undine im Kino sehen. Ab Donnerstag nächster Woche läuft er im Capitol, dessen Saal groß genug ist, um genü­gend Abstand zwischen den einzelnen Sitzen zu garantieren, nach Vorbestellung der Kar­ten und den sonstigen üblichen Vorsichtsmaßnahmen.

Eine weitere Neuerung: Ich bespreche hier einen Film, den ich nicht gesehen habe. Das geht eigentlich nicht. Doch der Silberne Bär der Berlinale sollte Garant für ein interes­santes Seh-Abenteuer sein, ebenso, dass Jochen Seehuber mit diesem Film sein Kino re-bootet. Die Story klingt exotisch: Undine (Paula Beer) wird von ihrem Freund ver­lassen; weil sie ihrem Namen gemäß dem Mythos entstammt, muss sie nun in ihr eigent­liches Ele­ment, das Wasser, zurück. Da trifft sie den Industrietaucher Christoph (Franz Ro­gow­s­ki). Durch ihn, die neue Liebe, versucht Undine ihrer Bestimmung zu entkommen.

Petzold ist ein genauer Beobachter und der Meister des leisen Dramas in Deutschland. Mir ist sein Film Barbara (2012) in bester Erinnerung, in dem man das ganze Stasi-Misstrauen im Privaten spüren konnte, an der unmöglichen Romanze zwischen der straf­ver­setzten Ärztin Bar­bara (Nina Hoss) und dem um sie werbenden Ronald Zehr­feld. Pet­zold ist ein Schauspielerinnenregis­seur, seine Stamm­kräfte sind Nina Hoss und Bar­bara Auer. Mit Franz Rogowski und Paula Beer ar­beitete Petzold auch in Tran­sit (2018) zu­sam­men, einer Adaptation des Romans von Anna Seghers, die mich etwas enttäuscht hat, wahrscheinlich, weil ich selbst einen Film über das Leben der geborenen Mainzerin Seghers gemacht habe, der auch bei F!F lief.

F!F-Zuschauern ist Franz Rogowski vertraut, er rannte in Victoria an einem Stück durch das nächtliche Berlin; wir waren mit dem Film (und seinem Produzenten) in der Tiefgarage unter der Kulturhalle zu Gast. Rogowski ist derzeit der Dauerbrenner im Film aus und über Deutschland. Er war in einigen der interessantesten letzten Projekte dabei, zuletzt bei Terrence Malick, in dem sehr starken A Hidden Life (2019), einer histo­ri­schen Widerstandsgeschichte im ländlichen Milieu, in Angela Schanelecs Ich war zuhause, aber… (2019), in dem nachdenklich machenden Baumarkt-Drama Zwis­chen den Gängen (2018) und im Debüt des aus Mainz stammenden Regisseurs Daniel Wild, Lux – Krieger des Lichts (2018). Gelegentlich ist mir Rogowksi etwas zu prä­sent, mit seinem schieflaufenden Mund und der ewigen Aura des wortkargen Loosers.

Ebenfalls in Mainz geboren ist Paula Beer, die “Undine”: Sie ist noch jung, hat schon in­ternationale Filmerfahrung und hat in Berlin als Schauspielerin ebenfalls den Silbernen Bären geholt. Vielleicht sehen wir sie gemeinsam, ab nächstem Donnerstag, im Kino?

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